Zozan

ZOZAN – Untersuchungen zu Mobilität durch multimediale Dokumentationen, Kunstinterventionen, kunstbasierte Forschung und (Re-)Präsentationen.

ZOZAN [sᴐsa:n] ist ein kurdischer Terminus und bedeutet Sommerweide. Er bezieht sich auf die traditionelle Lebensweise der Tierhaltung auf den Almen, auf ein mobiles Leben in relativer Freiheit. Der Begriff wird auch als Vorname verwendet und verweist auf die malerischen Berglandschaften.
Das Projekt ZOZAN vereint drei Themenbereiche, nämlich vergangene und aktuelle Mobilitäten von Kurd:innen, Kunstproduktion und Repräsentation in transnationalen Räumen. Der interdisziplinäre Projektansatz einer „kritischen Anthropologie der Kunst“ verbindet künstlerische Praxis, (visuelle) Anthropologie und kunstbasierte Forschung, um traditionelle und moderne Formen von Migration in den kurdischen Gesellschaften zu dokumentieren, zu analysieren und (neu) zu präsentieren. Dabei werden transnationale Verbindungen und Ströme sichtbar gemacht.
ZOZAN geht den folgenden Fragen nach: Kann visuelle Kunst die dynamische Erinnerungs- und Identitätsarbeit in transnationalen Gemeinschaften erfassen? Welche Rolle kann Kunst in der Konstruktion von „Postmemories“ und historischen Narrativen spielen? Wie kann Kunstproduktion ethnische/nationale Grenzen überschreiten und Brücken bauen? Ausgangspunkt von ZOZAN sind zwei umfangreiche multimediale Sammlungen zur kurdischen Gesellschaft, die zwischen 1968 und 2015 entstanden sind. Die Werner Finke Sammlung und die Mehmet Emir Sammlung sind an der Schnittstelle von Kunst und Sozialanthropologie und sind einzigartige Dokumentationen kurdischer Alltagskulturen. Sie spiegeln traditionelle Lebensweisen und soziopolitische Veränderungen wider. Die kurdischen Regionen der Türkei, auf die sich beide Sammlungen beziehen, haben in den letzten fünf Jahrzehnten enorme Transformationsprozesse durchlaufen. Extreme Formen der Gewalt, sozioökonomische Transformationsprozesse, hohe Urbanisierungs- und Emigrationsraten haben die Grundlagen traditioneller Wirtschaftsformen und sozialer Strukturen erschüttert. Ein Ziel dieses Projekts ist es, Auszüge aus diesen beiden Sammlungen zu erstellen, die digitalisiert und online sowie in gedruckter Form zugänglich sind.
Ein Arbeitsansatz des Projektes ist die Organisation künstlerischer Interventionen, basierend auf den beiden Sammlungen von Mehmet Emir und Werner Finke. Diese Interventionen werden als Workshops mit internationalen Künstler:innen und ausgewähltem Publikum in verschiedenen kurdischen und europäischen Institutionen organisiert. Damit können höchst fluide Prozesse von Identitäten, Mobilitäten und Erinnerunskonstruktionen erfasst und Themen wie vergangene Lebensweisen, kulturelles Erbe und aktuelle Herausforderungen der Globalisierung diskutiert werden.
Ziel dieser Interventionen ist die Erarbeitung von Repräsentationsformen, die die Sammlungen wie auch die rezente Auseinandersetzung mit kulturellem Erbe, Identität(en) und Erinnerungsformen umfassen. Die Ergebnisse der Workshops werden in Einzelausstellungen und schließlich als Gesamtschau dem Publikum präsentiert. Neben den Ausstellungen werden auch eine Reihe von Publikationen, die Online-Veröffentlichung der Finke-Sammlung und ein Film realisiert.

ZOZAN wird vom Wissenschaftsfonds FWF im Rahmen des Programms zur Entwicklung und Erschließung der Künste (PEEK) finanziert.

PROJEKTMITARBEITERINNEN
UND
INSTITUTION

Das Projekt ZOZAN wird am Institut für Sozialanthropologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften durchgeführt.

Projektleitung

Dr. Maria Six-Hohenbalken

Team​

Mehmet Emir (Fotografie, Digitalisierung), Eva Kolm (Kunstinterventionen, Workshops), Eva Stockinger (Sammlungsmanagement); mit Unterstützung von Eszter Ágota Hárs und Marina Stoilova.

BETEILIGTE KÜNSTLERINNEN

Savaş Boyraz, Songül Boyraz, Ezgi Erol, Thomas Freiler, Melis Kaya, Duygu Örs, Lisl Ponger, Dara Rasoul (Daro) und Rojda Tuğrul

PROJEKTLAUFZEIT

06/2021 – 05/2025

FINANZIERUNG

FWF PEEK Projekt AR 682