Werner Finke (1942–2002) war ein österreichischer Ethnologe und forschte fast drei Jahrzehnte lang in den kurdischen Gebieten der Türkei. Er interessierte sich für materielle Kultur, visuelle Dokumentationsmethoden und stellte eine ethnographische Sammlung zusammen (heute im Weltmuseum Wien). Sie besteht aus etwa 1000 ethnographischen Objekten und ist eine der umfassendsten Sammlungen kurdischer materieller Kultur weltweit. Seine Materialsammlung umfasst etwa 30.000 Dias und Fotos, 8mm- und 16mm-Filme und Tondokumente von traditionellen Sängern. Finke hat seine anthropologischen Erkenntnisse kaum veröffentlicht, lediglich die Museumssammlung wurde 1992 ausgestellt (Janata/Kren/Six 1992).
Ab 1967 besuchte Finke kurdische Dörfer und begleitete Viehzüchter auf ihre Sommerweiden. Seine Forschungsaufenthalte waren ambitioniert und aufgrund der politischen Situation meist getarnt/versteckt/heimlich. Oft kaufte er einen Esel, mit dem er die verschiedenen Sommerlager besuchte. Seine einzigartigen Sammlungen spiegeln sein Interesse an der Umwelt, der traditionellen Landwirtschaft (insbesondere der Transhumanz), dem Dorfleben und dem Handwerk wider.
Im Allgemeinen war das Leben auf den Almen viel freier als in den Dörfern oder Städten, mit weniger politischer und sozialer Kontrolle. Aufgrund der politischen Situation, die zu internen Vertreibungen, “Konflikten geringer Intensität” und jahrelangen bürgerkriegsähnlichen Zuständen führte, waren die Kurd:innen gezwungen, traditionelle Produktionsweisen (wie die Wandertierhaltung) aufzugeben und zu migrieren. Heute sind die ehemaligen Dorfbewohner:innen innerhalb der Türkei und oft auch über ganz Europa verstreut; ihre Gemeinschaften sind heute oft im Cyberspace (soziale Medien, Homepages) vertreten.
Finkes Dokumentationen umfassen die letzten drei Jahrzehnte der traditionellen Produktionsweisen vor den großen sozioökonomisch und politisch bedingten Transformationsprozessen. Nach Finkes plötzlichem Tod wurde seine Sammlung von Bilddokumenten dem Institut für Sozialanthropologie (Österreichische Akademie der Wissenschaften) übergeben. Sein fotografischer Nachlass wird digitalisiert im Online-Katalog der Österreichischen Akademie der Wissenschaften veröffentlicht (Link folgt in Kürze).
DIE
SAMMLUNGWERNER
FINKE
