Mehmet Emir (geboren 1964 in Dersim/Türkei) ist ein Künstler mit dem Schwerpunkt Fotografie. Er arbeitete mit verschiedenen Medien und studierte Kontextuelle Malerei an der Akademie der bildenden Künste Wien. Er ist in verschiedenen künstlerischen Bereichen tätig (Musik, Literatur, Schauspielerei), arbeitete als Sozialarbeiter und ist jetzt an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften im Bereich Digitalisierung tätig. Seit seiner Übersiedlung nach Wien im Jahr 1981 dokumentiert er bei jährlichen Besuchen seine Herkunftsregion in Tunceli/Dersim.
Die politische Situation seit den 1960er Jahren, ein enormer Assimilationsdruck, eine gezielte Unterentwicklung und riesige Staudammprojekte führten zu enormen Abwanderungsraten. Heute sind die Dörfer Dersims oft nur noch Sommerquartiere für die Migrant:innen während ihrer Ferien; in den Wintermonaten sind sie fast ausgestorben. Einige Dörfer waren seit den späten 1930er Jahren militärisches Sperrgebiet und nicht zugänglich; andere wurden zerstört.
Obwohl Emirs Heimatdorf zugänglich und intakt war, emigrierten viele. Oft waren die Provinzstädte die ersten Ziele, bevor man nach Deutschland, Österreich, Frankreich oder in die Beneluxländer auswanderte. Die ehemaligen Dorfbewohner:innen, die jetzt transnational verstreut leben, sind immer noch über eigene Facebook-Seiten verbunden und treffen sich in den Sommermonaten im Herkunftsdorf.
Emirs Sammlung umfasst mehr als 36 Jahre (1983 – 2019) an fotografischen, filmischen und musikethnologischen Arbeiten, die die schwerwiegenden sozialen und materiellen Veränderungen dokumentieren. Sein künstlerischer Schwerpunkt liegt in der Porträtfotografie. Ausgewählte Arbeiten wurden in Ausstellungen in New York, Istanbul, London und in Wien gezeigt.
Emirs künstlerische Dokumentationen zeigen Verlust, Anpassung, Neuorientierung, Auswanderung und deren Folgen.
Ein Fotobuch über seine Arbeiten erschien soeben im Verlag Bibliothek der Provinz.
Ein Fotobuch über seine Arbeiten erschien soeben im Verlag Bibliothek der Provinz.
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